Leseprobe aus "Ehemann ade! Aber wie?"


Nach diesem Fehlschlag war ich für einige Tage recht deprimiert. Was nützte mir nun mein Geld und die Tatsache, dass meine Mutter nicht mehr triumphieren konnte?
Doch bald schon sollte mir Hilfe zuteil werden. Und zwar von einer Seite, mit der ich selbst im Traum nicht gerechnet hatte.
War mein Leben bisher schleppend verlaufen, so sollte es bald eine Wendung ins Rasante nehmen.
Alles begann mit einem Telefonanruf. Das war drei Wochen nach Elkes Abreise. An einem Samstagnachmittag. Da ich allein zu Hause war, hob ich ab. Ans Telefon-Gehen war sonst das Privileg meines Mannes. Er musste ja alle eventuell anrufenden Liebhaber abfangen.
Ich war überrascht, am anderen Ende der Leitung nicht meinen Mann zu hören bei einem seiner Kontrollanrufe. Ebenso überrascht war ich, dass ich statt der Stimme meiner Schwägerin oder der von Elke eine Männerstimme vernahm: "Sind Sie Frau Wendel?"
"Ja", hauchte ich schüchtern. Nur gut, dass Jürgen das nicht mitbekam! Sonst hätte er für heute Abend wieder sein Thema gehabt. Meine Überraschung sollte sich aber noch steigern.
"Ihr Mann betrügt Sie", behauptete der Unbekannte.
"Das ist ja großartig", rutschte es mir heraus.
"Was?", fragte er verdattert. "Ich glaube, Sie haben mich nicht verstanden. Ihr Mann geht fremd; er betrügt Sie."
"Ja, mit wem denn?"
"Mit meiner Frau."
"Sind Sie da ganz sicher?"
"Ja, natürlich."
"Haben Sie Beweise dafür?"
"Was heißt Beweise? Da meine Frau neuerdings jeden Samstagnachmittag zu ihrer Mutter muss, habe ich dort mal einen Kontrollanruf gemacht. Und was meinen Sie? Sie ist seit Wochen nicht mehr dort gewesen. Das ist doch verdächtig, oder?"
"Allerdings. Aber damit ist noch nicht gesagt, dass sie was mit meinem Mann hat."
"Ist Ihr Mann jetzt zu Hause?"
"Nein."
"Na also. Da haben wir es doch. Was hat er Ihnen denn erzählt, wo er hin will?"
"Er wollte zu einem Freund. Dem hilft er beim Bau."
"Klar, will er das und wissen Sie, wie der Freund heißt? Marita heißt der, das sag ich Ihnen. Und wissen Sie, wo er letzten Samstag war und die Samstage davor?"
"Da hat er ebenfalls Freunden beim Bauen geholfen."
"Sind Sie da so sicher? Haben Sie das jemals kontrolliert?"
Nein, das hatte ich nie gemacht. Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen.
Jetzt dämmerte es mir allmählich. Das, was Jürgen selbst immer machte, das unterstellte er mir! Mehr noch, er hielt mich so klein und demütig, damit ich weder aufzumucken wagte, noch irgendwelche Fragen stellte, wenn er weg wollte.
Trotzdem, so ganz glauben konnte ich dem Anrufer noch nicht: "Wenn mein Mann samstags nicht zu Hause ist, muss er doch nicht unbedingt bei Ihrer Frau sein."
"Doch, da bin ich ganz sicher. Meine Frau betrügt mich."
Am liebsten hätte ich gefragt: Aha, da sind Sie auch so einer, der seine Frau seelisch verkümmern lässt? Aber ich unterdrückte es. Statt dessen fragte ich: "Wieso sind Sie denn so sicher, dass Ihre Frau Sie ausgerechnet mit meinem Mann betrügt?"
"Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie sie im Auto leidenschaftlich Ihren Mann geküsst hat."
"Das muss doch nicht notgedrungen mein Mann gewesen sein. Ihre Frau kann Sie doch auch mit jemand anderem betrügen."
"Das war Ihr Mann. Hundertprozentig."
"Wieso sind Sie da so sicher?"
"Weil ich Ihren Mann kenne."
"Woher kennen Sie denn meinen Mann?"
"Na, ich sehe ihn doch jeden Morgen, wenn er aus dem Haus kommt."
"Ach, liegen Sie vor unserem Haus auf der Lauer?"
"Nein, ich gehe nur um dieselbe Zeit aus dem Haus wie Ihr Mann. Ich wohne seit drei Monaten genau gegenüber."
Erst da fiel mir auf, dass sich der Anrufer gar nicht vorgestellt hatte. "Ach, dann sind Sie wohl Herr Krause? Leider kenne ich Sie noch gar nicht. Aber mit Ihrer Frau habe ich mich schon ein paar mal unterhalten."
"Na, dann kennen Sie Ihre Nebenbuhlerin wenigstens."
Voller Begeisterung sagte ich nun: "Herzlichen Dank, Herr Krause, dass Sie mich angerufen haben. Jetzt habe ich endlich einen Scheidungsgrund."